Diese Frage stellen sich ausländische Medien wie der britische „Telegraph“ derzeit angesichts der Turbulenzen bei der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS. Die Kommentatoren erinnert der Fall an den Wirecard- und den Dieselskandal, die bereits ein schales Licht auf die deutschen Unternehmensführungsstandards warfen. Gleichwohl ist der aktuelle DWS-Skandal sicherlich einige Nummern kleiner.
Die Deutsche-Bank-Tochter hatte Aktientitel als nachhaltige Investments angepriesen, die das verkaufsfördernde Label nicht verdienten. Im Raum stehen nun Vorwürfe des Prospekt- und Kapitalanlagebetrugs, denen in den USA und in Deutschland nachgegangen wird. Ende Mai rückten die Behörden mit rund 50 Leuten in Frankfurt am Main zur Durchsuchung der DWS-Zentrale an, kurz darauf trat Vorstandschef Asoka Wöhrmann zurück. Im Juni verweigerte die Union Investment, drittgrößter Shareholder der DWS, dann die Entlastung des Vorstands. Der erhielt zwar dennoch die nötige Mehrheit, kann sich aber kräftig abgewatscht fühlen.
Der Vorfall hat nicht nur die DWS selbst, sondern auch das Vertrauen in das sogenannte ESG-Investing (Environment, Social, Governance) ins Wanken gebracht. Die Nachfrage nach nachhaltigen Anlageprodukten ist in den letzten Jahren rasant gestiegen – nicht zuletzt, weil viele Investoren zunehmend Wert auf ethische, ökologische und soziale Standards legen. Doch gerade in diesem boomenden Segment ist Transparenz entscheidend. Sobald der Verdacht besteht, dass Nachhaltigkeitsversprechen vor allem Marketingzwecken dienen und nicht durch harte Fakten untermauert sind, droht ein erheblicher Reputationsschaden – nicht nur für das betroffene Unternehmen, sondern für die gesamte Branche.
Analysten betonen, dass der Fall DWS exemplarisch zeigt, wie groß die Grauzone zwischen tatsächlicher Nachhaltigkeit und geschicktem Greenwashing sein kann. Fondsanbieter sehen sich immer häufiger mit der Frage konfrontiert, wie sie die ESG-Kriterien nicht nur deklarieren, sondern auch glaubwürdig umsetzen. Hierfür braucht es nachvollziehbare Standards, überprüfbare Daten und eine kritische Auseinandersetzung mit der Auswahl der Investments. Die Regulierungsbehörden – in Europa ebenso wie in den USA – setzen daher verstärkt auf strengere Berichtspflichten und erweiterte Prüfmechanismen.
Auch in der deutschen Unternehmenslandschaft wirft der Fall Fragen auf. Während sich Unternehmen wie die DWS bislang stark auf das Vertrauen ihrer Anleger und die freiwillige Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien verlassen konnten, dürfte die Debatte über gesetzliche Vorgaben und Sanktionsmechanismen neuen Auftrieb erhalten. Anleger und Kunden fordern zu Recht belastbare Nachweise für das, was als nachhaltig vermarktet wird.
Dass mit Asoka Wöhrmann der bisherige CEO noch vor einer juristischen Aufarbeitung zurückgetreten ist, zeigt, wie ernst die Lage intern eingeschätzt wird. Die DWS hat zwar angekündigt, umfassend mit den Behörden zu kooperieren, doch der Imageschaden ist bereits spürbar. Neben der DWS selbst könnte auch die Muttergesellschaft Deutsche Bank langfristig unter der Affäre leiden – besonders in einem Umfeld, in dem Banken und Finanzdienstleister ohnehin unter besonderer Beobachtung stehen.
Die Verweigerung der Entlastung durch einen wichtigen institutionellen Anleger wie Union Investment signalisiert zudem, dass große Investoren mehr Transparenz und Verantwortung einfordern. Der Druck, künftig Rechenschaft abzulegen und nachvollziehbare Prozesse zu etablieren, dürfte steigen – nicht nur für die DWS, sondern für die gesamte Fondsindustrie. In diesem Spannungsfeld aus Regulierung, Marktanforderungen und öffentlicher Erwartungshaltung wird sich zeigen, ob und wie glaubwürdig nachhaltiges Investieren in der Praxis umgesetzt werden kann.
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