Entgegen einem weitverbreiteten Klischee denken die jungen Menschen in Deutschland durchaus an ihre finanzielle Zukunft – selbst in Zeiten der Inflation. Laut Umfrage eines großen Zahlungsdienstleisters sparen ganze 92 Prozent der 18- bis 24-Jährigen regelmäßig, und zwar durchschnittlich 13 Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Von den Babyboomern, die aktuell 56 bis 75 Jahre zählen, legen hingegen nur zwei Drittel im Schnitt 7 Prozent ihrer Einkünfte zurück.

Eine wesentliche Rolle dürfte dabei spielen, dass die junge Generation Z im Durchschnitt länger bei den Eltern wohnt als frühere Alterskohorten. Die dadurch geringeren Lebenshaltungskosten eröffnen finanzielle Spielräume.

Um diese zu nutzen, setzt jeder Dritte in der jungen Altersgruppe auf langfristige Anlagen wie Immobilien und Aktien – hier erfreuen sich vor allem Indexfonds (ETFs) und Investmentfonds großer Beliebtheit. Vor einem Jahr waren es in der Vorgängerumfrage nur rund halb so viele. Möglicherweise hat die durchwachsene Performance von Kryptowährungen Anteil an dieser Entwicklung.

Die Ergebnisse dieser Umfrage zeichnen ein differenziertes Bild der finanziellen Einstellungen junger Erwachsener in Deutschland. Während frühere Generationen häufig erst später im Leben den Zugang zu finanzieller Bildung und langfristiger Vorsorge fanden, wächst die Generation Z in einer Zeit auf, in der finanzielle Themen allgegenwärtig sind. Digitale Plattformen, Social-Media-Kanäle, Podcasts und YouTube-Formate vermitteln heute breite Grundlagen zu Sparstrategien, Anlagemöglichkeiten und finanzieller Selbstbestimmung. Dies führt dazu, dass junge Menschen sich deutlich früher mit Vermögensaufbau und Altersvorsorge auseinandersetzen.

Darüber hinaus hat die wirtschaftliche Unsicherheit der letzten Jahre – geprägt von Inflation, globalen Krisen und einem volatilen Arbeitsmarkt – bei vielen jungen Erwachsenen das Bewusstsein geschärft, dass finanzielle Stabilität nicht selbstverständlich ist. Die Generation Z erlebt unmittelbar, wie Preissteigerungen ihre Kaufkraft beeinflussen und wie wichtig Rücklagen für unvorhergesehene Ereignisse sind. Dass sie im Durchschnitt deutlich mehr spart als ältere Generationen, zeigt nicht nur ein höheres Zukunftsbewusstsein, sondern auch ein gutes Verständnis für die Bedeutung langfristiger finanzieller Planung.

Die Wohnsituation spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle. Viele junge Erwachsene entscheiden sich bewusst dafür, länger im Elternhaus zu leben, um die hohen Mietkosten in Ballungszentren zu vermeiden. Die dadurch frei werdenden Mittel ermöglichen es, ernsthaft Vermögen aufzubauen, anstatt lediglich von Monat zu Monat zu wirtschaften. Diese finanzielle Entlastung schafft Spielräume für Sparpläne, ETF-Investments oder den langfristigen Traum vom eigenen Zuhause.

Besonders bemerkenswert ist die deutliche Zunahme des Interesses an klassischen Kapitalanlagen wie Aktien, Fonds und Immobilien. Während Kryptowährungen lange Zeit als Symbol moderner und schneller Gewinne galten, hat die jüngste Volatilität vielen Anlegern vor Augen geführt, dass nachhaltiger Vermögensaufbau auf stabileren Fundamenten stehen sollte. ETFs und breit gestreute Fonds bieten im Vergleich dazu ein ausgewogenes Verhältnis von Risiko und Rendite und gelten als ideale Bausteine für junge Anleger, die langfristig investieren möchten.

Darüber hinaus profitieren junge Menschen besonders stark vom Zinseszinseffekt. Wer früh beginnt, regelmäßig in renditeorientierte Anlagen zu investieren, kann selbst mit kleinen Beträgen ein beachtliches Vermögen aufbauen. Viele Beratungsstellen und Finanzexperten betonen deshalb, dass Zeit einer der wichtigsten Faktoren beim Vermögensaufbau ist – ein Vorteil, den die Generation Z zunehmend nutzt.

Auch das steigende Interesse an Finanzbildung trägt dazu bei, dass junge Menschen selbstbewusster und informierter investieren. Themen wie finanzielle Unabhängigkeit, passives Einkommen und langfristige Stabilität haben sich zu Leitmotiven einer Generation entwickelt, die stärker denn je nach Selbstbestimmtheit strebt. Das Umfrageergebnis, wonach sich die Zahl der jungen Anleger innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt hat, ist ein deutliches Zeichen dieser Entwicklung.

Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass die Generation Z vor eigenen Herausforderungen steht. Hohe Mieten, hohe Studienkosten, ein dynamischer Arbeitsmarkt und der Druck, früh finanzielle Entscheidungen zu treffen, können belastend sein. Umso wichtiger ist ein solides Fundament aus finanzieller Bildung, individueller Beratung und zugänglichen Anlageprodukten.

Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die junge Generation keineswegs leichtfertig mit Geld umgeht, sondern sich bewusst und strukturiert mit ihrer finanziellen Zukunft auseinandersetzt. Sie nutzt moderne Informationsquellen, digitale Tools und flexible Anlageformen, um frühzeitig Verantwortung zu übernehmen. Damit legt sie Grundlagen, die langfristig zu mehr finanzieller Stabilität und Selbstbestimmung führen können.