Haben Finanz-Influencer zu viel Einfluss? Risiken des „Finfluencer“-Marketings:

Finanz-Influencer erreichen auf sozialen Medien ein Millionenpublikum. Doch ihre Anlagetipps sind nicht immer seriös und frei von Eigeninteressen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt, dass blinde Befolgung solcher Tipps zu Kapitaleinbußen bis hin zum Totalverlust führen kann.

Erfolgsrezept: Emotionale Aufladung

Trotz dieser Warnungen bleibt der Reichweite der Finanz-Influencer ungebrochen. Ihr Erfolgsrezept liegt in der Einbettung von Finanzthemen in persönliche Geschichten und emotionaler Aufladung. Laut Monika Kovarova-Simecek von der Fachhochschule St. Pölten ist „Finfluencing“ eine Form des Infotainments.

Forderung nach strengerer Regulierung

Angesichts dieser Risiken fordern zwei Bundestagsabgeordnete eine strengere Regulierung des Influencer-Marketings auf EU-Ebene, inklusive eines Werbeverbots für bestimmte (Finanz-)Produkte. Für Anleger wäre dies ein Gewinn, denn einer Studie des Swiss Finance Institute zufolge führte die Mehrheit von 29.000 ausgewerteten Finfluencer-Tipps zu Anlegerverlusten.

Ein zentrales Problem beim sogenannten „Finfluencing“ besteht darin, dass die Trennlinie zwischen redaktionellem Inhalt und bezahlter Werbung oft verschwimmt. Viele Finanz-Influencer stellen Produkt- oder Aktientipps als persönliche Meinung dar, obwohl dahinter bezahlte Kooperationen oder eigene wirtschaftliche Interessen stehen. Eine Kennzeichnungspflicht besteht zwar, wird aber in der Praxis nicht konsequent eingehalten oder ist für Laien schwer erkennbar. Insbesondere bei spekulativen Finanzprodukten wie Kryptowährungen, CFDs oder Optionsscheinen kann dies verheerende Folgen haben.

Gerade junge Anlegergruppen, die traditionelle Informationskanäle kaum nutzen, sind besonders empfänglich für die Inhalte der Finfluencer. Studien zeigen, dass viele dieser Nutzer in sozialen Netzwerken wie YouTube, TikTok oder Instagram ihre erste Berührung mit Finanzthemen haben. Hier spielt die Präsentationsform eine entscheidende Rolle: Kurze, emotional aufgeladene Videos mit Erfolgsversprechen und Lifestyle-Botschaften erzielen hohe Reichweiten, während kritische und sachliche Informationen oft untergehen.

Finfluencer treten nicht nur als Tippgeber auf, sondern auch als Coaches oder Mentoren. Sie verkaufen Online-Kurse, E-Books oder exklusive Mitgliedschaften in sogenannten „Trading-Communities“. Diese Produkte sind jedoch oft intransparent bepreist, bieten nur begrenzten Mehrwert oder vermitteln gefährliches Halbwissen. In einigen Fällen werden sogar Pyramidensysteme oder Schneeballsysteme unter dem Deckmantel der finanziellen Bildung propagiert.

Auch aus Sicht der Verbraucherschützer ist der derzeitige Zustand problematisch. Die Verbraucherzentrale warnt regelmäßig vor falschen Versprechungen in sozialen Medien. Oft suggerieren Influencer, dass mit geringem Kapitaleinsatz und wenigen Stunden Aufwand hohe Gewinne möglich seien. In Wirklichkeit sind diese Strategien jedoch hochriskant, basieren auf kurzfristigen Marktbewegungen oder fragwürdigen Finanzinstrumenten und entbehren einer soliden Finanzplanung.

Internationale Vergleiche zeigen, dass andere Länder bereits reagiert haben. In Australien etwa müssen Finfluencer, die konkrete Empfehlungen aussprechen, eine Zulassung als Finanzberater besitzen. Auch in den USA geht die Börsenaufsicht SEC konsequenter gegen nicht genehmigte Finanzwerbung vor. In der EU hingegen sind die Regulierungsansätze bisher eher fragmentiert, was ein Problem darstellt, da soziale Medien keine nationalen Grenzen kennen.

Eine denkbare Maßnahme wäre die verpflichtende Einführung eines einheitlichen Warnhinweises für alle Finfluencer-Inhalte, ähnlich wie bei Tabak- oder Arzneimittelwerbung. Zusätzlich könnte eine verpflichtende Qualifikation oder Registrierung für Influencer mit kommerziellem Finanzbezug eingeführt werden. Auch Plattformbetreiber wie Meta oder Google könnten stärker in die Pflicht genommen werden, etwa durch automatische Kennzeichnung oder Algorithmen, die risikobehaftete Inhalte priorisiert prüfen.

Letztlich liegt jedoch auch Verantwortung bei den Konsumenten. Medienkompetenz, insbesondere im Umgang mit finanziellen Inhalten, wird immer wichtiger. Schulen und Bildungseinrichtungen könnten hier ansetzen, indem sie finanzielle Grundbildung und den kritischen Umgang mit Social Media-Inhalten systematisch in den Unterricht integrieren. Denn wer in der Lage ist, Informationsquellen zu hinterfragen und Risiken realistisch einzuschätzen, fällt seltener auf unseriöse Versprechen herein.

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich illustrativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.