Blitzschäden in Deutschland erreichen 2024 ein beispielloses Niveau

Die Blitzschäden in Deutschland erreichten 2023 ein beispielloses Niveau. Die Versicherer zahlten 330 Millionen Euro für Blitz- und Überspannungsschäden aus, was einen Rekord in der Hausrat– und Wohngebäudeversicherung darstellt. Dies übertrifft deutlich die bisherigen Höchstwerte von maximal 250 Millionen Euro pro Jahr bis einschließlich 2022.

Bemerkenswert ist, dass dieser Anstieg nicht primär auf eine erhöhte Anzahl von Schadensfällen zurückzuführen ist. Mit 220.000 Fällen lag die Zahl zwar um 50.000 höher als im Vorjahr, blieb aber unter den Werten der 2010er-Jahre, als oft über 300.000 Fälle pro Jahr registriert wurden.

Der Hauptgrund für den Rekord liegt im steigenden Schadendurchschnitt.  Dieser erreichte 2024 mit 1.680 Euro pro Fall einen neuen Höchststand.

Zum Vergleich: Erst 2019 wurde die 1.000-Euro-Marke überschritten. Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin, erklärt diesen Trend mit der zunehmenden technischen Ausstattung in Gebäuden und Häusern.

Die Zunahme der durchschnittlichen Schadenhöhe lässt sich unter anderem mit der wachsenden Verbreitung sensibler elektronischer Systeme im privaten Wohnbereich erklären. Insbesondere Smart-Home-Technologien, Photovoltaikanlagen, Wallboxen für E-Autos, moderne Unterhaltungselektronik sowie vernetzte Haustechnik erhöhen das finanzielle Risiko bei Überspannungsschäden deutlich. Auch teure Haushaltsgeräte wie Induktionsherde, Wärmepumpen oder zentrale Lüftungsanlagen sind heute in vielen Neubauten und sanierten Altbauten Standard und besonders anfällig für Schäden durch Spannungsspitzen infolge von Blitzen.

Auch auf Seiten der Schadenabwicklung ergibt sich ein steigender Aufwand: Immer häufiger sind nicht nur einzelne Komponenten betroffen, sondern komplexe Systeme, deren Reparatur oder Austausch mit zusätzlichem Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist. In vielen Fällen ist eine exakte Fehlerdiagnose bei elektronischen Steuergeräten nur durch Spezialbetriebe möglich. Zudem verlängern sich die Reparaturzeiten durch Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen – was bei Folgeschäden ebenfalls die Gesamtkosten in die Höhe treiben kann.

In der Versicherungswirtschaft werden daher vermehrt Maßnahmen diskutiert, wie Kunden zur Prävention motiviert werden können. Neben dem technischen Einbau von Überspannungsschutzgeräten rückt auch die Kundenberatung stärker in den Fokus. Versicherer empfehlen Hausbesitzern zunehmend, beim Neubau oder der Modernisierung systematisch in Schutztechnik zu investieren. Die Installationspflicht für Überspannungsschutz in Neubauten gemäß DIN VDE 0100-443 ist in Deutschland bereits geltendes Baurecht, wird aber in der Praxis nicht immer lückenlos umgesetzt.

Zusätzlich verstärkt sich der Druck auf Versicherer, Tarife und Bedingungen an die veränderte Schadenslage anzupassen. In den kommenden Jahren dürften Prämien für Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen auch wegen der steigenden Blitz- und Überspannungsschäden weiter steigen. Die Notwendigkeit einer klaren und verständlichen Aufklärung über den Leistungsumfang der Versicherung, insbesondere hinsichtlich Überspannungsschäden, wird damit immer wichtiger. Viele Versicherungsnehmer gehen fälschlich davon aus, dass solche Schäden automatisch mitversichert sind – was jedoch oft nur dann der Fall ist, wenn der Baustein explizit eingeschlossen wurde.

  

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich illustrativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.