Immer mehr Menschen brauchen ambulante oder stationäre Pflege, ein Trend, der noch viele Jahre anhalten wird. Die gesetzliche Pflegeversicherung ist darauf schlecht vorbereitet: Schon heute fährt sie jeden Monat ein Defizit von rund 400 Millionen Euro ein. An Beitragserhöhungen wird kein Weg vorbeiführen. Auch der Eigenanteil dürfte weiter steigen, derzeit liegt er für einen Platz im Pflegeheim bereits bei durchschnittlich über 2.100 Euro. Private Pflegevorsorge wird somit für alle, die nicht über ein Vermögen verfügen, noch wichtiger. Bisher zeigen sich die Bundesbürger allerdings nach wie vor zurückhaltend.

Eine tragende Rolle könnte nach Meinung verschiedener Experten zukünftig die betriebliche Pflegeversicherung einnehmen. Für die Absicherung des Pflegekostenrisikos über die Firma wurde vor einem Jahr eine erste tarifvertraglich vereinbarte Branchenlösung ins Leben gerufen: CareFlex für Chemie- und Pharmaunternehmen hat bereits fast eine halbe Million Beschäftigte überzeugt. Diese erhalten, je nach Ausgestaltung, mindestens 1.000 Euro pro Monat, wenn sie stationär pflegebedürftig werden. Auch einzelne Unternehmen jeder anderen Branche können eine betriebliche Pflegevorsorge per Kollektivvertrag abschließen und so im Buhlen um Fachkräfte punkten.

Gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung gewinnt das Thema an Dringlichkeit. Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland wird laut Prognosen bis 2050 auf rund 6,5 Millionen steigen – gegenüber aktuell rund fünf Millionen. Diese Entwicklung bringt nicht nur das Pflegesystem an seine Grenzen, sondern stellt auch Familien, Angehörige und Arbeitgeber vor große Herausforderungen. Für Unternehmen bietet sich damit die Chance, soziale Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig ein wichtiges Argument im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter zu schaffen.

Ein weiterer Vorteil: Kollektivlösungen bieten oft einen erleichterten Zugang zur Pflegeversicherung – beispielsweise durch vereinfachte Gesundheitsprüfungen oder sogar Annahmegarantie. So können auch Beschäftigte mit Vorerkrankungen oder einem höheren Risiko von dieser Absicherung profitieren. Die Beiträge sind für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Regel steuerlich absetzbar und können flexibel gestaltet werden – etwa durch eine arbeitgeberfinanzierte Basisabsicherung mit Option auf individuelle Aufstockung durch den Mitarbeiter.

Versicherungsexperten sehen in der betrieblichen Pflegevorsorge zudem eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden betrieblichen Sozialleistungen wie der betrieblichen Altersversorgung oder Gesundheitsleistungen. Durch das Zusammenspiel verschiedener Vorsorgebausteine entsteht ein ganzheitlicher Schutz, der auf die Bedürfnisse einer alternden Belegschaft zugeschnitten ist.

Zudem dürfte die öffentliche Wahrnehmung für Pflegevorsorge weiter steigen – auch durch gesetzliche Reformen, die eine stärkere Einbindung von Betrieben anregen oder steuerliche Anreize schaffen könnten. Erste politische Diskussionen in diese Richtung sind bereits im Gange. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Entwicklung reagieren, positionieren sich nicht nur als attraktiver Arbeitgeber, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Absicherung ihrer Beschäftigten.