Geschlossene Fonds leiden 2025 unter starker Konkurrenz
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 20 alternative Investmentfonds (AIF) neu aufgelegt – zwei mehr als im Vorjahr. Das prospektierte Gesamtvolumen der neuen Angebote stieg um 242 Millionen Euro auf 962 Millionen Euro. Bemerkenswert: Allein ein Private-Equity-Fonds machte mit angekündigten 233 Millionen Euro Eigenkapital fast ein Viertel des Gesamtvolumens aus.
Entsprechend dominierte die Assetklasse Private Equity im Volumenranking: Mit sieben neu aufgelegten Fonds vereinte sie 52 Prozent des Gesamtvolumens auf sich. Die zuvor führende Kategorie Immobilien – trotz elf neuer Fonds – kam nur auf einen Anteil von 40 Prozent.
Während das Angebot damit wuchs, ging die tatsächliche Nachfrage der Anleger zurück: 2024 flossen lediglich 572 Millionen Euro an neuem Kapital in AIFs – ein Minus von 16 Prozent im Vergleich zu den 683 Millionen Euro im Jahr zuvor.
Die Ratingagentur Scope, die die Zahlen erhoben hat, sieht als Hauptursache die gestiegene Attraktivität konkurrierender Anlageformen. Höhere Zinsen machen klassische Produkte wie Staatsanleihen, Festgeld oder Tagesgeld für Anleger wieder interessanter. Zudem schnitten andere Assetklassen im Jahr 2024 außergewöhnlich gut ab.
Der Rückgang der Mittelzuflüsse in geschlossene Fonds ist nicht nur ein Ausdruck veränderter Marktlage, sondern auch ein Signal dafür, dass viele Anleger derzeit mehr Wert auf Flexibilität und Liquidität legen. AIFs gelten aufgrund ihrer langfristigen Bindung und begrenzten Handelbarkeit als wenig liquide – ein Nachteil, der in einem Umfeld steigender Zinsen und unsicherer Konjunkturentwicklung stärker ins Gewicht fällt.
Zudem stellen steigende regulatorische Anforderungen die Initiatoren geschlossener Fonds vor Herausforderungen. Die Prospektpflicht, umfassende Transparenzauflagen und hohe Anforderungen an das Risikomanagement führen nicht nur zu höheren Kosten, sondern verzögern auch die Produkteinführung. Für viele kleinere Anbieter wird es dadurch schwieriger, neue Fonds wirtschaftlich tragfähig zu strukturieren.
Auch auf Anlegerebene wächst die Sensibilität: Nach früheren Verlusten mit geschlossenen Immobilienfonds und Schiffsbeteiligungen zeigen sich Privatinvestoren zurückhaltender. Die Risikowahrnehmung ist gestiegen – insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen, wachsender Inflationssorgen und hoher Marktvolatilität. Viele Investoren bevorzugen derzeit Anlageprodukte mit kürzeren Laufzeiten, täglicher Verfügbarkeit oder staatlicher Einlagensicherung.
Inhaltlich reagieren einige Fondsanbieter mit neuen Konzepten: Nachhaltigkeitsorientierte Themenfonds, Investitionen in Erneuerbare Energien, digitale Infrastruktur oder Healthcare-Projekte sollen für neue Impulse sorgen. Doch auch diese Ansätze müssen sich im Wettbewerb gegen börsengehandelte Produkte, ESG-ETFs und institutionelle Direktinvestments behaupten.
Nicht zuletzt hat der Vertrieb an Bedeutung verloren: Während früher geschlossene Fonds oft über Banken und Sparkassen aktiv vermarktet wurden, hat sich der Zugang durch veränderte Vertriebsstrukturen und digitale Plattformen verändert. Die Zielgruppe ist anspruchsvoller geworden – sowohl in puncto Produktverständnis als auch bei der Vergleichbarkeit von Chancen und Risiken.
Branchenbeobachter rechnen damit, dass sich der Markt für geschlossene Fonds in den kommenden Jahren weiter konsolidieren wird. Nur Anbieter mit klarer Spezialisierung, starker Leistungsbilanz und einem belastbaren Netzwerk werden sich langfristig behaupten können. Gleichzeitig eröffnet die veränderte Marktdynamik Chancen für innovative Produktformen, etwa semi-liquide Fondsstrukturen oder hybride Modelle, die zwischen klassischem AIF und offenen Fonds angesiedelt sind.