Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ließ rund 1.000 Erwachsenen in Deutschland jeweils zehn Fragen stellen – darunter zu Zinsen, Inflation, Digitalisierung, Risiken von Finanzprodukten und zur Selbsteinschätzung in Finanzfragen. Auch einfache Rechenaufgaben waren dabei. Die Studie ist Teil einer internationalen Erhebung, die von der OECD koordiniert wird.

Das Ergebnis zeigt, dass hierzulande insbesondere Menschen mit geringem Bildungsgrad sowie Frauen und Senioren deutliche Finanzwissenslücken zeigen. Insgesamt konnte nur rund jeder fünfte Teilnehmer alle Fragen richtig beantworten. Die größte Herausforderung stellte die Zinsrechnung dar. So konnten 42 Prozent der Frauen mindestens eine der beiden Aufgaben zu Zins und Zinseszins nicht lösen, bei den Männern waren es 24 Prozent. Auch in puncto Geldanlage zeigten Frauen größere Wissenslücken.

Die Bundesregierung weiß um dieses sozial brisante Defizit und möchte die Finanzbildung vorantreiben. Wegen der Länderhoheit in Bildungsbelangen hat sie indes auf den mächtigsten Hebel, die schulischen Lehrpläne, keinen Zugriff.

Das geringe Finanzwissen in der Bevölkerung hat weitreichende Konsequenzen – nicht nur für die persönliche Lebensführung, sondern auch für die Volkswirtschaft insgesamt. Wer finanzielle Zusammenhänge nicht versteht, ist anfälliger für Fehlentscheidungen bei Krediten, Altersvorsorge oder Geldanlage. Studien zeigen: Menschen mit höherem Finanzwissen treffen im Schnitt stabilere Entscheidungen, bilden häufiger Rücklagen und fallen seltener auf unseriöse Finanzprodukte herein. Die OECD warnt daher seit Jahren vor den Folgen mangelnder Finanzkompetenz.

Die Bundesregierung setzt inzwischen auf freiwillige Initiativen wie das „Bündnis für wirtschaftliche Bildung“ oder Plattformen wie „Finanztreff.de“ und „Finanzwissen für alle“. Dennoch bleibt die Wirkung bislang überschaubar. Experten fordern deshalb verbindliche Finanzbildung in den Schulen – am besten ab der Sekundarstufe I. Dort könnten Grundlagen zu Budgetplanung, Kreditverträgen, Versicherungen und Kapitalmarkt altersgerecht vermittelt werden.

Auch für Senioren, die oft noch ohne digitales Banking sozialisiert wurden, braucht es gezielte Angebote. Volkshochschulen und Verbraucherzentralen könnten hier eine stärkere Rolle übernehmen. Denn: Finanzwissen ist eine Kernkompetenz in einer immer komplexeren Welt.