Finanzverhalten von Frauen und Männern auch noch 2025 sehr unterschiedlich

Männer und Frauen gehen auch heute noch spürbar unterschiedlich mit Geld, Vorsorge und langfristiger Finanzplanung um. Das zeigt die aktuelle Umfrage eines großen Vergleichsportals. Demnach fühlt sich knapp die Hälfte der Männer gut für künftige finanzielle Eventualitäten gewappnet, während nur jede dritte Frau dies von sich behauptet.

Parallel dazu geben zwei Drittel der Männer an, ihr Finanzverhalten systematisch zu planen, bei den Frauen sind es lediglich 55 Prozent.

Besonders groß fällt die Diskrepanz in den jüngeren Altersgruppen auf. So fühlen sich lediglich 38 Prozent der jungen Frauen in Finanzfragen sicher und kompetent, während 65 Prozent ihrer männlichen Altersgenossen dies von sich behaupten. Erst im späteren Lebensverlauf gleichen sich die Werte etwas an, doch auch dann bleibt ein Abstand bestehen.

Experten führen dies unter anderem darauf zurück, dass Frauen sich im Berufsleben häufiger mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, Teilzeitarbeit oder geringeren Einkommen konfrontiert sehen – Faktoren, die die eigene finanzielle Planung erschweren.

Wie bedeutsam eine vorausschauende Finanzplanung insbesondere für Frauen ist, verdeutlichen aktuelle Zahlen zum sogenannten Gender Pension Gap, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gemeinsam mit Prognos erhoben hat.

Demnach lagen die durchschnittlichen Renten von Männern im Jahr 2023 bei 936 Euro und damit 52 Prozent über dem Niveau der Frauen, die lediglich 491 Euro erhielten. Besonders drastisch ist die Situation in Westdeutschland: Dort beträgt die Differenz zwischen Männer- und Frauenrenten sogar 66 Prozent.

Diese Kluft hat strukturelle Ursachen. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger für Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeitmodellen und sind in Branchen tätig, die traditionell schlechter vergütet werden. Hinzu kommt, dass Frauen seltener in leitenden Positionen vertreten sind und dadurch geringere Altersansprüche erwerben.

Die Ergebnisse der Umfrage und der Rentenanalyse zeigen, dass Frauen noch stärker als Männer von einer frühzeitigen und systematischen Finanzplanung profitieren können. Wer sich bereits in jungen Jahren mit Themen wie privater Altersvorsorge, gezieltem Vermögensaufbau und Absicherung auseinandersetzt, kann der Gefahr einer Versorgungslücke im Alter deutlich besser begegnen.

Die nach wie vor bestehenden Unterschiede im Finanzverhalten zwischen den Geschlechtern verdeutlichen, wie wichtig Aufklärung, finanzielle Bildung und konkrete Anreize sind, um mehr Frauen zu einem aktiven Umgang mit ihrer finanziellen Zukunft zu motivieren. 

Auf dem Markt haben sich bereits spezialisierte Angebote etabliert, die gezielt Frauen adressieren: Anlageprodukte mit niedrigem Einstiegskapital, digitale Plattformen mit frauenspezifischer Ansprache und Community-Elementen oder Beratungsformate, die Beispiele, Fallstudien und Peer-Gruppen nutzen, um Selbstwirksamkeit zu fördern. Diese Entwicklungen sind wichtige Impulse – doch reicht allein das Angebot nicht aus, wenn nicht auch die persönliche Beratung und Begleitung gegeben ist.

Denn gerade bei komplexeren Produkten oder langfristigen Anlageentscheidungen bleibt das Gespräch mit einer kompetenten Fachperson unverzichtbar. Anbieter und Vermittler sollten deshalb ihre Strategie überdenken: Wie erreichen wir Frauen als Zielgruppe besser? Welche Kommunikationskanäle, Inhalte und Formate sind geeignet? Wie lassen sich Vertrauen und Kompetenzaufbau systematisch unterstützen? Die Antwort liegt nicht in reiner Produkt-Optimierung, sondern in einer grundlegenden Veränderung, wie Finanzberatung und Finanzbildung gestaltet werden.

Schließlich betrifft diese Thematik nicht nur die Investitionsentscheidungen im privaten Bereich, sondern auch die Preisbildung und Marktentwicklung von Finanz- und Vorsorgeprodukten. Wenn eine große Gruppe von Anlegerinnen weiterhin unterdurchschnittlich investiert, entstehen strukturelle Effekte: Fonds, Plattformen und Produktanbieter müssen ihre Zielgruppen neu segmentieren, Kundenbindung strategischer planen und Beratungsprozesse neu gestalten.

Für den Vermittlermarkt bedeutet das: Wer heute die Unterschiede im Finanzverhalten erkennt und adressiert, kann nicht nur Kunden gewinnen, sondern auch einen nachhaltigen Mehrwert bieten – sowohl in der Beratungspraxis als auch in der langfristigen Betreuung. Damit bleibt es eine zentrale Aufgabe, die geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster nicht als gegeben hinzunehmen, sondern als Ausgangspunkt für gezielte Neubearbeitung zu verstehen – mit dem Ziel, dass Finanzplanung und Vermögensbildung für alle gleichberechtigt zugänglich werden.

  

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.