Nachhaltige Geldanlagen verlieren 2025 an Attraktivität

Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben es derzeit schwer – nicht nur in der politischen Debatte, sondern auch bei den privaten Investitionsentscheidungen. Eine jährlich durchgeführte Umfrage unter rund 1.000 Privatanlegerinnen und -anlegern zeigt, dass das Interesse für nachhaltige Geldanlagen spürbar nachlässt.

Während im Jahr 2022 noch fast 80 Prozent der Befragten angaben, grundsätzlich offen für grüne und ethisch orientierte Anlagen zu sein, liegt der Wert aktuell nur noch bei 64 Prozent. Dieser Rückgang spiegelt sich auch in den konkreten Investitionstätigkeiten wider: Der Anteil derjenigen, die tatsächlich nachhaltige Assets in ihrem Portfolio halten, ist von 24 Prozent im Jahr 2022 auf nur noch 16 Prozent gesunken.

Auffällig ist dabei die unterschiedliche Haltung der Generationen. Vor allem jüngere Menschen zeigen sich weiterhin stark interessiert: 81 Prozent der unter 30-Jährigen äußern Offenheit für ESG-Investitionen. Bei den über 70-Jährigen hingegen liegt die Zustimmung für nachhaltige Geldanlagen lediglich bei rund 50 Prozent.

Diese Kluft verdeutlicht, dass nachhaltige Geldanlagen zwar in der jüngeren Generation an Bedeutung gewinnen könnten, derzeit jedoch insgesamt nicht den erhofften Durchbruch schaffen.

Auch bei den Kriterien, die als besonders wichtig erachtet werden, zeichnen sich klare Präferenzen ab. Von den zwölf abgefragten Nachhaltigkeitsfaktoren erhielten zwei Aspekte die höchste Zustimmung: Der Verzicht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen sowie der Verzicht auf Tierversuche, die jeweils von 37 Prozent der Befragten unterstützt werden.

Auf den weiteren Plätzen folgen umweltschonende Produktionsbedingungen mit 29 Prozent und Investitionen in erneuerbare Energien mit 27 Prozent. Diese Schwerpunkte machen deutlich, dass ethische und soziale Aspekte für Anleger häufig eine größere Rolle spielen als rein ökologische Fragen.

Am unteren Ende der Skala finden sich dagegen Kriterien, die nur eine Minderheit für entscheidend hält. So sprachen sich lediglich 14 Prozent der Befragten dafür aus, Atomkraft kategorisch auszuschließen, während nur 13 Prozent die Ächtung von Alkohol- und Tabakproduzenten als relevant ansehen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass viele Anlegerinnen und Anleger bei nachhaltigen Investments differenzieren und nicht pauschal alle Branchen oder Technologien ablehnen.

Die Umfrage zeichnet damit ein Bild, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen offenbart. Zwar ist das generelle Interesse an Nachhaltigkeit noch immer relativ hoch, doch die tatsächliche Investitionsbereitschaft sinkt deutlich.

In diesem Zusammenhang muss berücksichtigt werden, dass die Rahmenbedingungen für nachhaltige Geldanlagen derzeit einem erheblichen Wandel unterworfen sind. Auf regulatorischer Seite steigen die Anforderungen etwa im Bereich Transparenz, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Klassifizierung – was einerseits zu mehr Klarheit führen kann, andererseits jedoch für Produktanbieter und Berater mit erheblichen Kosten und Aufwand verbunden ist.

Gleichzeitig sehen sich Investoren mit einer zunehmenden Vielfalt von Produkten konfrontiert, bei denen nicht jederzeit klar erkennbar ist, welche konkreten Nachhaltigkeitsziele verfolgt werden. Hinzu kommt, dass viele Anleger derzeit verstärkt auf Sicherheit und Rendite fokussiert sind – in Zeiten hoher wirtschaftlicher Unsicherheit, Inflationsdrucks und geopolitischer Risiken rücken Nachhaltigkeitsthemen seltener ins Zentrum der Anlageentscheidung.

Das Spannungsfeld zwischen ethisch-nachhaltigen Zielen und marktwirtschaftlichen Anforderungen wächst damit zunehmend. Für Vermögensverwalter, Banken und Berater entsteht daraus die Aufgabe, nachhaltige Anlageangebote nicht nur mit einem ethischen Anspruch zu versehen, sondern auch mit klaren Rendite-, Kosten- und Risiko-Profilen auszustatten.

Aus Sicht der ganz konkreten Anlegerentscheidung bedeutet dies: Wer heute in nachhaltige Geldanlagen investieren will, sollte sorgfältig prüfen, ob das Engagement tatsächlich zu den eigenen Zielen passt, welche Kriterien angelegt wurden und welche Kosten- und Renditeperspektive vorliegt.

Viele Anleger fühlen sich hier derzeit unzureichend informiert: Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Fragen nach Produktklarheit und Verständlichkeit eine wichtige Rolle spielen. Produkte, bei denen Nachhaltigkeit nur als Schlagwort dient ohne messbare Wirkung, verlieren zunehmend an Glaubwürdigkeit. Zudem zeigt sich: Investitionen in nachhaltige Geldanlagen erfordern oftmals einen längeren Atem – potenzielle Renditen stehen nicht automatisch über denen klassischer Anlagen, und in Zeiten erhöhter Zins- und Risiko­bedingungen können nachhaltige Strategien temporär zurückstehen.

Dabei besteht die Gefahr, dass gerade jüngere Anleger mit hohen Erwartungen an Wirkung und Rendite enttäuscht werden und sich deshalb anderen Anlageformen zuwenden.

Berater und Vermittler haben in dieser Marktlage eine Schlüsselrolle: Sie müssen die veränderte Ausgangslage erklären, mögliche Hürden bei nachhaltigen Anlagen transparent machen und gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden realistische Erwartungen formulieren. Es gilt, Nachhaltigkeit nicht lediglich als Marketing-Begriff zu nutzen, sondern sie in den Anlageprozess als integralen Bestandteil einzubinden – mit klaren Kennzahlen, Wirkungskontrollen und Rückblicken auf Performance und Kosten.

Darüber hinaus sollten Berater die Generationenunterschiede berücksichtigen: Jüngere Kunden bringen eine höhere Offenheit für Nachhaltigkeit mit, erwarten aber auch tiefere Informationen und digitale Zugänglichkeit sowie eine klare Kommunikation darüber, was unter Nachhaltigkeit konkret verstanden wird.

Ältere Anleger hingegen legen derzeit stärker Wert auf Sicherheit und Verfügbarkeit – hier kann die Nachhaltigkeitsfrage in den Hintergrund treten, sofern die Rendite- und Risikobedingungen nicht überzeugen. In einem Umfeld, in dem nachhaltige Geldanlagen derzeit an Attraktivität verlieren, kann eine fundierte und zielgruppengerechte Beratung den Unterschied machen.

Zugleich zeigt sich ein strategischer Gesichtspunkt: Für Produktanbieter und Fondsmanager heißt die aktuelle Dynamik nicht zwangsläufig Rückzug, sondern Neuausrichtung. Wer nachhaltige Investments nicht mehr primär über den „grünen“ Ansatz positioniert, sondern über Performance, Kostenstruktur, Gebühren­transparenz und Wirkung kombiniert, kann damit wieder Vertrauen gewinnen.

Angebote, die nachhaltig wirken, aber gleichzeitig mit herkömmlichen Investments in Sachen Rendite und Kosten mithalten, haben das Potenzial, wieder Fahrt aufzunehmen. Hierbei sind Innovationen gefragt: etwa nachhaltige Themen-fonds, die gezielt in Transformationsbranchen investieren, Impact-Strategien mit messbarer Wirkung oder hybride Modelle, die Nachhaltigkeit nicht als zusätzliches Merkmal behandeln, sondern als integralen Teil der Anlage­strategie. Letztere setzen auf umfassende Betrachtung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) sowie auf klare Berichterstattung und Nachweisketten, die für Anleger nachvollziehbar sind.

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.