Siegeszug der Robo-Advisors gestoppt oder unterbrochen

Es passte ins Bild der immer mächtigeren künstlichen Intelligenz, dass Robo-Advisors im vergangenen Jahr Rekordvolumina vermeldeten. Auf nahezu zwölf Milliarden Euro hatte sich das verwaltete Vermögen in etwa verdoppelt. In diesem Jahr kehrt jedoch Ernüchterung ein: Die Summe, die Anleger den digitalen, vollautomatisierten Vermögensverwaltern anvertraut haben, ist auf 10,5 Milliarden Euro gesunken.

Der Hauptgrund dafür liegt in der durchwachsenen Kapitalmarkt-Performance 2022, die so manches Portfolio schrumpfen ließ. Doch auch Volumenrückgänge – und damit ein struktureller Trend – werden verzeichnet. Eine gewisse Unruhe im Markt, der sich zuletzt konsolidiert und folglich Anbieter verloren hat, dürfte ebenfalls zur Zurückhaltung beitragen. Noch immer unterscheiden sich die Kostenniveaus teilweise stark.

Ob diese Entwicklung lediglich eine Atempause darstellt oder auf eine Marktsättigung hindeutet, lässt sich derzeit ebenso wenig absehen wie der Fortgang der künstlichen Intelligenz insgesamt.

Trotz des leichten Rückgangs beim verwalteten Volumen bleibt die Idee der digitalen Vermögensverwaltung weiterhin attraktiv – gerade für jüngere Anlegergruppen, die technikaffin sind und kostengünstige, transparente Lösungen bevorzugen. Robo-Advisors ermöglichen durch automatisierte Algorithmen eine breit gestreute Geldanlage schon ab geringen Einstiegssummen und mit wenig Aufwand. Neben der einfachen Bedienbarkeit über App oder Webinterface sprechen vor allem die niedrigen Verwaltungsgebühren und die algorithmisch gesteuerte Risikosteuerung für diese Form der Geldanlage.

Allerdings zeigt sich auch, dass viele Kunden in turbulenten Börsenzeiten nach wie vor den Wunsch nach persönlicher Beratung verspüren. Einige Anbieter reagieren darauf mit hybriden Modellen, die menschliche Berater ergänzend zur Technologie integrieren. Zudem wird es für Robo-Anbieter entscheidend sein, sich über zusätzliche Services wie nachhaltige Investmentstrategien, steueroptimierte Entnahmepläne oder eine verbesserte Kommunikation zur Marktentwicklung zu profilieren.

Der Markt bleibt in Bewegung – ein langfristiger Abschwung ist daher keineswegs ausgemacht.