Weniger geschlossene Fonds aufgelegt

Um 31 Prozent sank die Zahl der emittierten Publikums-AIFs im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wie die Berliner Ratingagentur Scope mitteilte, kamen lediglich neun neue Fonds auf den Markt. Sechs davon setzen auf Immobilien, jeweils einer auf Infrastruktur, Private Equity und erneuerbare Energien. Das gesamte Eigenkapitalvolumen blieb mit 276 Millionen Euro sogar um 56 Prozent hinter dem Vorjahreswert von 626 Millionen zurück.

Mit dieser Entwicklung finden die Scope-Analysten ihre Prognosen bestätigt, die einen Rückgang vorausgesagt hatten. Ausschlaggebend sei zum einen die Zinswende, die Alternativen zum geschlossenen Fonds wieder attraktiver gemacht habe. Zum anderen schlage die Schwäche der seit eh und je marktdominierenden Assetklasse Immobilien zu Buche. Diese leide unter den deutlich ungünstigeren Finanzierungskonditionen und ringe mit dem Risiko von Mieterinsolvenzen. Für das Gesamtjahr erwartet Scope daher nur ein Emissionsvolumen von weit weniger als einer Milliarde Euro.

Für Anleger bedeutet die Entwicklung eine Rückbesinnung auf sorgfältige Auswahl und Diversifikation. Die rückläufigen Zahlen bei Publikums-AIFs spiegeln nicht nur die Zins- und Marktentwicklung wider, sondern auch eine zunehmende Zurückhaltung der Anbieter. Viele Emissionshäuser prüfen aktuell sehr genau, ob sich neue Fondsprojekte unter den veränderten Rahmenbedingungen noch wirtschaftlich darstellen lassen.

Das führt zu einem selektiveren Markt, in dem Qualität wichtiger ist als Quantität. Zugleich eröffnen sich Chancen für alternative Anlageformen – etwa in nachhaltige Infrastruktur oder Energieprojekte, die weniger stark von klassischen Immobilienrisiken betroffen sind. Anleger sollten verstärkt auf Transparenz, laufende Berichtspflichten und Risikostreuung achten. Denn auch wenn Publikums-AIFs als Sachwertinvestitionen gelten, ist deren Erfolg maßgeblich vom Management, dem Timing und den Marktbedingungen abhängig.