Pflegekosten sind 2024 erneut auf Höhenflug

Die Pflegeversicherung steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Im ersten Quartal 2024 wurde ein Defizit von 650 Millionen Euro verzeichnet, das sich bis zum Jahresende voraussichtlich auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen wird. Für das Jahr 2025 wird sogar ein noch größeres Minus von 3,4 Milliarden Euro prognostiziert.

Gründe für die finanzielle Schieflage der Pflegekosten

Trotz der Beitragserhöhung im Juli 2023 und anderer Maßnahmen, die zu höheren Einnahmen führten, reichen diese nicht aus, um die steigenden Kosten zu decken. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist laut dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen ein ungewöhnlich starker Anstieg der Pflegefallzahlen.

Auswirkungen auf Versicherte

Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich aufgrund dieser Entwicklung auf eine weitere Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge einstellen. Die prognostizierte Defizitsumme für 2025 würde einer Beitragsanhebung von 0,2 Prozentpunkten entsprechen.

Situation der Pflegebedürftigen

Die jüngste Reform mit ihren Pflegekostenzuschüssen hat nicht zu einer echten Entlastung der Pflegebedürftigen geführt. Heimbetreiber leiden unter steigenden Kosten, was sich auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auswirkt. Im Januar erreichte der durchschnittliche monatliche Eigenanteil bei stationärer Pflege im ersten Jahr mit 2.576 Euro einen neuen Höchststand.

Vorsorgemöglichkeiten

Angesichts dieser Entwicklung wird empfohlen, frühzeitig mit einer privaten Pflegeversicherung vorzusorgen, um das eigene Vermögen vor hohen Pflegekosten zu schützen. Je nach Versicherungstyp und -konditionen kann eine solche Versicherung im Pflegefall entweder ein Tagegeld, eine Rente oder eine Kostenerstattung leisten.

Die langfristige Finanzierung der Pflegeversicherung stellt eine der zentralen sozialpolitischen Herausforderungen in Deutschland dar. Angesichts der demografischen Entwicklung – einer stetig alternden Gesellschaft und gleichzeitig sinkender Geburtenraten – wächst der Druck auf das bestehende Umlagesystem kontinuierlich. Laut aktuellen Schätzungen wird die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit rund fünf Millionen bis zum Jahr 2040 auf etwa sechs bis sieben Millionen steigen. Diese Entwicklung geht mit einem stetig wachsenden Bedarf an Pflegeleistungen und Fachpersonal einher, was die Kostendynamik zusätzlich verstärkt.

Besonders kritisch wird die Situation in stationären Pflegeeinrichtungen bewertet. Hier steigt nicht nur der finanzielle Aufwand für Pflegeleistungen, sondern auch für Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten, die weitgehend von den Bewohnern selbst getragen werden müssen. Der sogenannte einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE) ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was für viele Pflegebedürftige eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutet. Auch die Pflegezuschläge, die 2022 eingeführt und 2024 leicht erhöht wurden, reichen nach Ansicht vieler Experten nicht aus, um die wachsende Lücke zwischen tatsächlichen Kosten und übernommenen Leistungen zu schließen.

Hinzu kommt ein eklatanter Fachkräftemangel im Pflegesektor. Bereits heute fehlen laut Prognosen des Bundesministeriums für Gesundheit rund 115.000 Pflegekräfte – Tendenz steigend. Dieser Personalmangel führt nicht nur zu Engpässen bei der Versorgung, sondern auch zu steigenden Löhnen, die sich unmittelbar auf die Betriebskosten der Einrichtungen auswirken. Viele Träger sehen sich gezwungen, diese Mehrausgaben an die Bewohner weiterzugeben, wodurch der finanzielle Druck auf Pflegebedürftige und deren Angehörige weiter zunimmt.

Auch ambulante Pflege ist von der Kostenentwicklung betroffen. Immer mehr Menschen wünschen sich, möglichst lange zu Hause betreut zu werden. Doch auch hier steigen die Kosten für Pflegekräfte, Fahrdienste und Pflegehilfsmittel. Die Kluft zwischen dem Sachleistungsbetrag der Pflegekasse und den tatsächlich anfallenden Kosten wird immer größer. Familien, die Angehörige pflegen, sind zunehmend auf zusätzliche Hilfen angewiesen, was wiederum den Bedarf an Unterstützungsleistungen wie Tagespflege oder Verhinderungspflege erhöht.

Ein weiteres Problemfeld ist die ungleiche Behandlung von gesetzlich und privat Versicherten. Während private Pflegepflichtversicherungen meist auf einer Kapitaldeckung basieren und daher finanziell stabiler dastehen, ist die gesetzliche Pflegeversicherung an die Einnahmen der arbeitenden Bevölkerung gekoppelt – deren Zahl in den kommenden Jahrzehnten sinken wird. Dadurch wird die Gefahr eines strukturellen Defizits immer größer.

Vor diesem Hintergrund wird in der Politik über langfristige Reformoptionen diskutiert. Dazu gehören unter anderem die Einführung eines Kapitalstocks in der gesetzlichen Pflegeversicherung, die Ausweitung der verpflichtenden privaten Vorsorge oder auch die stärkere Einbeziehung steuerfinanzierter Elemente zur Abfederung sozialer Härten. Eine breite politische Lösung ist bislang jedoch nicht in Sicht.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ergibt sich daraus die Notwendigkeit, frühzeitig individuelle Vorsorgestrategien zu entwickeln. Neben privaten Pflegezusatzversicherungen gewinnen auch betriebliche Pflegezusatzangebote oder fondsbasierte Ansparmodelle an Bedeutung. Auch Vollmachten, Pflegeverfügungen und eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit möglichen Pflegeformen und -einrichtungen können helfen, im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.

 

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich illustrativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Investitionen mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. “AMB Allfinanz Makler” zu besprechen.