Elektroautos in der Reparatur extrem teurer als Verbrenner

Eine aktuelle Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass Elektroautos in der Reparatur deutlich teurer sind als vergleichbare Verbrenner. Obwohl E-Autos in der Vollkaskoversicherung bis zu 20 Prozent weniger Schäden verursachen, sind die Reparaturkosten im Durchschnitt 30 bis 35 Prozent höher.

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen betont die Notwendigkeit verbesserter Unterstützung für Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachter im Umgang mit beschädigten E-Autos. Er fordert:

1. Besseren Schutz der Batterien beim Fahrzeugdesign
2. Bereitstellung aussagekräftiger Diagnosedaten nach Unfällen
3. Entwicklung präziser Kriterien für den Umgang mit verunfallten E-Autos
4. Nachhaltige Anleitungen für Reparatur oder teilweisen Austausch beschädigter Batterien

Asmussen kritisiert den häufigen kompletten Austausch von Antriebsbatterien, lange Quarantänezeiten und die Versenkung in Löschcontainern, was oft zu Totalschäden führt.

Er warnt, dass ohne Senkung der Reparaturkosten die langfristige Akzeptanz von Elektroautos gefährdet sein könnte.

Darüber hinaus zeigt die GDV-Studie, dass viele Werkstätten noch nicht ausreichend auf die besonderen Anforderungen der Reparatur von Elektrofahrzeugen vorbereitet sind. Hochvolt-Systeme und die komplexe Batterietechnologie erfordern spezielles Know-how, zertifizierte Sicherheitsschulungen und kostspielige Ausrüstung. Dies hat zur Folge, dass bestimmte Reparaturen nur in spezialisierten Betrieben durchgeführt werden können – mit entsprechend längeren Wartezeiten und höheren Lohnkosten. Zudem muss nach einem Unfall oft ein aufwendiger Sicherheitsprozess eingehalten werden, um Gefahren durch thermische Ereignisse oder Kurzschlüsse zu vermeiden.

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Unsicherheit über den Zustand beschädigter Hochvoltbatterien. Bereits leichte strukturelle Verformungen können dazu führen, dass ein kompletter Austausch notwendig wird – auch wenn die Batterie technisch noch intakt erscheint. Da es bislang kaum verlässliche Standards für die Beurteilung der Reparaturfähigkeit gibt, entscheiden sich viele Werkstätten aus Sicherheitsgründen für den vorsorglichen Austausch – mit entsprechend hohen Kosten.

Hinzu kommt, dass Hersteller oft nur vollständige Batteriemodule liefern und der Austausch einzelner Zellen oder Komponenten technisch wie rechtlich nicht vorgesehen ist. Dies steht im Widerspruch zu nachhaltigen Reparaturansätzen und belastet nicht nur die Kostenbilanz, sondern auch die Umwelt. Auch die Entsorgung beschädigter Batterien ist mit besonderen Anforderungen und hohen Gebühren verbunden, da sie als Gefahrgut eingestuft werden.

Für Versicherer ergibt sich dadurch eine spürbare Belastung: Während Elektroautos insgesamt seltener Schäden verursachen, steigen die durchschnittlichen Schadenssummen kontinuierlich. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Kalkulation der Versicherungsprämien, sondern erschwert auch die langfristige Integration von E-Fahrzeugen in bestehende Tarifstrukturen. Besonders in Flotten und Fuhrparks, die verstärkt auf Elektromobilität setzen, gewinnen diese Aspekte zunehmend an Bedeutung.

Die Forderung nach neuen technischen Standards und besseren Datenzugängen richtet sich deshalb auch an die Autohersteller. Nur durch transparente Reparaturkonzepte, modulare Batteriearchitektur und offenen Zugang zu Fahrzeugdaten können Werkstätten effizient und sicher arbeiten. Zudem wäre eine stärkere Regulierung hilfreich, die Mindestanforderungen an Reparaturfähigkeit und Ressourcenschonung bei der Fahrzeugzulassung definiert.

Solange diese strukturellen Herausforderungen ungelöst bleiben, besteht die Gefahr, dass E-Autos im Fall eines Schadens überproportional häufig als wirtschaftlicher Totalschaden eingestuft werden – mit negativen Folgen für Akzeptanz, Umweltbilanz und Versicherbarkeit.

 

 

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich illustrativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.