Der Versicherer-Gesamtverband GDV fordert einen Ausbau der Förderung von Geringverdienern bei der Altersvorsorge. Hintergrund ist eine aktuelle Studie, die das Forschungsinstitut Prognos im Auftrag des GDV vorgelegt hat. Ein Kernergebnis lautet: Auch bei großer Sparbereitschaft haben elf Millionen Haushalte hierzulande nicht genug Geld für eine private Vorsorge übrig. „In vier von zehn Haushalten mit Personen im Erwerbsalter ist der finanzielle Spielraum selbst dann zu klein, wenn sie ihr monatlich frei verfügbares Geld vollständig für die Altersvorsorge einsetzen würden“, führt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut aus.

Verschärfend kommt derzeit die hohe Inflation hinzu, die einkommensschwache Haushalte besonders trifft. Diese mussten im April eine Konsumausgabensteigerung von 7,8 Prozent verkraften, während es im Durchschnitt aller Haushalte 5,7 Prozent waren. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen plädiert angesichts dieser Studienergebnisse für eine Reform des Fördersystems: „Eine Erhöhung der Zulagen ist nötig.“ Unabhängig davon kann eine neutrale, professionelle Finanzberatung schon heute dabei helfen, Sparpotenziale auszuloten und die vorhandenen Mittel möglichst lukrativ für die private Altersvorsorge zu nutzen.

Die Ergebnisse der Prognos-Studie verdeutlichen eindrucksvoll, wie groß die Herausforderungen im Bereich der privaten Altersvorsorge insbesondere für einkommensschwache Haushalte sind. Während die demografische Entwicklung den Druck auf die gesetzliche Rentenversicherung weiter erhöht, wird gleichzeitig immer klarer, dass private Vorsorge eine unverzichtbare Säule der Alterssicherung bleibt. Doch gerade dort, wo der Bedarf am größten ist, fehlt häufig der finanzielle Spielraum.

Die Studie zeigt, dass selbst Menschen mit ausgeprägter Sparbereitschaft und hohem Vorsorgebewusstsein an die Grenzen des Machbaren stoßen. Steigende Mieten, Energiekosten, Lebensmittelpreise und Mobilitätsausgaben führen dazu, dass immer größere Teile des Einkommens für das tägliche Leben benötigt werden. In diesem Umfeld bleibt für langfristige Vorsorge kaum Luft. Besonders problematisch ist die Situation für Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern sowie Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor. Sie tragen ein überdurchschnittlich hohes Risiko, im Alter von Armut betroffen zu sein.

Die hohe Inflation verschärft diese Problematik zusätzlich. Sie entwertet nicht nur bestehende Ersparnisse, sondern schmälert auch die Fähigkeit, neues Vermögen aufzubauen. Da einkommensschwache Haushalte ohnehin einen Großteil ihres Budgets für lebensnotwendige Ausgaben verwenden, wirken sich Preissteigerungen hier besonders stark aus. Die Zahlen machen deutlich: Eine Konsumausgabensteigerung von 7,8 Prozent bedeutet für viele Betroffene eine echte finanzielle Überforderung. Gleichzeitig bleibt die gesetzliche Rente nur begrenzt stabilisierend, da sie selbst langfristig unter dem demografischen Wandel leidet.

Vor diesem Hintergrund erscheint der Ruf des GDV nach einer Reform der staatlichen Fördermechanismen folgerichtig. Eine Erhöhung der Zulagen könnte insbesondere jenen helfen, die heute aus finanziellen Gründen gar keine Chance auf ausreichende Altersvorsorge haben. Das aktuelle Fördersystem ist komplex, wenig zielgenau und für viele Menschen nur schwer verständlich. Gerade Förderinstrumente, die einkommensschwache Haushalte entlasten sollen, könnten deutlich effizienter ausgestaltet werden – etwa durch automatische Zuschüsse, vereinfachte Förderlogiken oder zusätzliche Freibeträge.

Auch eine stärkere Fokussierung auf flexible, renditeorientierte Vorsorgeprodukte könnte hilfreich sein. Während konservative Sparmodelle in Niedrigzinsphasen an Attraktivität verloren haben, bieten fondsgebundene Lösungen trotz gewisser Schwankungsrisiken langfristig höhere Renditechancen. Allerdings setzt der Zugang zu solchen Produkten voraus, dass Verbraucher nicht nur finanziell in der Lage sind zu sparen, sondern auch ausreichend informiert sind. Genau hier setzt der Hinweis des GDV auf die Bedeutung einer professionellen Finanzberatung an.

Beratung kann nicht nur helfen, Potenziale im Haushalt offenzulegen, sondern auch Wege aufzeigen, wie selbst geringe Beträge sinnvoll investiert werden können. Viele Verbraucher unterschätzen, wie stark sich kleine, regelmäßige Sparbeiträge im Laufe der Jahre durch Zinseszinseffekte entwickeln können – insbesondere in Verbindung mit staatlicher Förderung. Zudem kann eine Beratung dabei unterstützen, Finanzentscheidungen langfristig auszurichten und typische Fehler wie übermäßige Liquiditätshaltung oder unzureichende Diversifikation zu vermeiden.

Die Studie legt darüber hinaus nahe, dass eine gerechtere Verteilung der Fördermittel nötig ist. Während einige Haushalte von bestehenden Zulagenmodellen stark profitieren, gehen andere leer aus, obwohl sie weit größeren Bedarf hätten. Zielgerichtete Maßnahmen könnten hier Abhilfe schaffen, etwa eine einkommensabhängige Staffelung der Förderung oder eine vereinfachte automatische Einbeziehung einkommensschwacher Personen in Vorsorgemodelle.

Langfristig geht es nicht nur um finanzielle Anreize, sondern auch um die Stärkung des Bewusstseins für die Notwendigkeit privater Altersvorsorge. Viele Menschen verdrängen das Thema oder verschieben Entscheidungen auf später – oft aus Unsicherheit oder Überforderung. Eine klare Kommunikation, transparente Produkte und niedrigschwellige Beratungsangebote sind daher essenziell, um das Vertrauen zu stärken und die Eigenvorsorge zu fördern.

Insgesamt zeigt die Prognos-Analyse, dass eine Kombination aus staatlicher Unterstützung, effizienter Förderung, besserer Beratung und geeigneten Vorsorgeprodukten notwendig ist, um die Altersarmut wirksam zu bekämpfen. Die bisherigen Modelle reichen angesichts der wirtschaftlichen Realität vieler Haushalte nicht aus. Die Diskussion um eine Reform des Fördersystems dürfte daher weiter an Bedeutung gewinnen – und sie ist ein zentraler Baustein, um langfristig mehr Menschen eine sichere finanzielle Perspektive im Alter zu ermöglichen.