Faktor-Investments nur für risikobereite Anleger
Die Auswahl von Aktien basierend auf spezifischen Merkmalen, sogenannten Faktoren, bildet die Grundlage des Faktor-Investings. Der Erfolg dieser Strategie hängt davon ab, die richtigen Faktoren zu identifizieren.
Zu den gängigen Faktoren gehören „Quality“ (hohe Profitabilität), „Value“ (günstige Bewertung), „Size“ (kleine Marktkapitalisierung) und „Momentum“ (starke Kursgewinne in der jüngeren Vergangenheit). Diese Faktoren können dazu beitragen, den breiten Markt zu übertreffen. Beispielsweise erzielte der MSCI Momentum Index kürzlich eine Jahresrendite von 41 %, während der MSCI World lediglich 26 % erreichte.
Allerdings gibt es keine Garantie, dass vergangene Kursentwicklungen auch zukünftig Bestand haben. Welcher Faktor langfristig die besten Ergebnisse liefert, zeigt sich oft erst im Nachhinein. Zudem erhöht eine starke Fokussierung auf einzelne Faktoren das Risiko im Portfolio.
Daher empfehlen wir, Faktor-Investments nur als Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio einzusetzen.
Ein weiterer Punkt, der bei Faktor-Investments zu beachten ist, ist die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Faktoren. In bestimmten Marktphasen können sich einzelne Faktoren gegenseitig verstärken oder neutralisieren. So kann beispielsweise ein Value-Ansatz in einem Umfeld mit starkem Momentum unterdurchschnittlich abschneiden, während Qualitätsaktien bei konjunkturellen Abschwüngen defensivere Eigenschaften zeigen. Das erfordert eine sorgfältige Beobachtung der makroökonomischen Rahmenbedingungen sowie der Marktpsychologie.
Auch die Konstruktion von Faktor-Indizes variiert je nach Anbieter erheblich. Manche Indizes gewichten die Aktien rein nach Ausprägung des jeweiligen Faktors, andere kombinieren mehrere Faktoren gleichzeitig (Multi-Factor-Strategien). Diese Unterschiede wirken sich auf die Volatilität, die Sektorallokation und die geografische Streuung der jeweiligen Produkte aus. Anleger sollten deshalb nicht nur die Renditeverläufe vergleichen, sondern auch ein Auge auf die zugrunde liegende Methodik werfen.
Institutionelle Investoren nutzen Faktor-Investments häufig im Rahmen ihrer strategischen Allokation, um bestimmte Marktineffizienzen gezielt auszunutzen. Im privaten Bereich erfreuen sich vor allem ETFs auf Faktor-Indizes wachsender Beliebtheit, da sie einen relativ kostengünstigen Zugang zu dieser Art von Strategie ermöglichen. Gleichzeitig ist es wichtig zu verstehen, dass auch diese Produkte den typischen Schwankungen der Aktienmärkte unterliegen und keine „sicheren Renditequellen“ darstellen.
Eine besondere Herausforderung ist die zeitweise Underperformance einzelner Faktoren über mehrere Jahre hinweg. So konnte der Value-Faktor über ein ganzes Jahrzehnt hinweg keine Überrenditen erzielen, während andere wie Momentum oder Quality zeitweise deutlich besser abschnitten. Solche Phasen können Anleger verunsichern und zu frühzeitigen Umschichtungen verleiten, was wiederum Renditeeinbußen nach sich ziehen kann.
Nicht zuletzt bedarf es bei der praktischen Umsetzung von Faktor-Investments einer guten Datenbasis und Disziplin. Viele der Modelle basieren auf historischen Finanzkennzahlen, die nicht immer aktuell oder konsistent verfügbar sind – insbesondere bei kleineren Unternehmen oder in aufstrebenden Märkten. Zudem kann die Anwendung unterschiedlicher Definitionen und Berechnungsmethoden zu teils erheblichen Abweichungen in der Faktorbewertung führen.
Für langfristig orientierte, risikobewusste Anleger, die die Mechanismen verstehen und bereit sind, zeitweise Underperformance zu tolerieren, können Faktor-Investments eine sinnvolle Ergänzung sein. Voraussetzung ist jedoch eine gründliche Analyse, eine breite Streuung sowie die Bereitschaft, diese Strategien diszipliniert und über längere Zeiträume hinweg umzusetzen.
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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich illustrativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.