KI bürgt nicht für Outperformance

Künstliche Intelligenz (KI) hält zunehmend Einzug in die Finanzbranche und übernimmt bereits heute vielfältige Aufgaben im Vermögens- und Fondsmanagement. Automatisierte Datenauswertung, Mustererkennung in Echtzeit und algorithmische Portfolioumschichtungen gelten als zentrale Einsatzfelder. Viele Marktbeobachter – darunter nicht nur Technikenthusiasten – verbinden mit KI-gestützten Investmentstrategien die Hoffnung auf überdurchschnittliche Renditen und eine präzisere Risikosteuerung.

Doch wie leistungsfähig sind KI-gesteuerte Fonds wirklich im Vergleich zu traditionellen, von Menschen geführten Strategien?

Antworten liefert eine aktuelle Untersuchung der Berliner Ratingagentur Scope. Die Analysten haben klassische Investmentfonds mit 39 Fonds verglichen, die vollständig oder überwiegend durch KI-Methoden gesteuert werden. Bewertet wurden sowohl die erzielte Performance als auch die Volatilität über verschiedene Betrachtungszeiträume. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Von einer generellen Überlegenheit künstlicher Intelligenz kann bislang keine Rede sein.

Das zentrale Fazit der Scope-Analyse lautet, dass menschliche Fondsmanager bei der Rendite aktuell noch leicht im Vorteil sind. Über die beobachteten Zeiträume hinweg zeigten die traditionellen Fonds eine minimal höhere Wertentwicklung. Allerdings fällt dieser Vorsprung nicht groß aus – und er variiert je nach Marktphase. Dennoch zeigen die Daten: Von einer systematischen Überperformance der KI kann zumindest derzeit nicht gesprochen werden.

Ganz anders sieht es hingegen beim Thema Risiko aus. Betrachtet man Schwankungsbreiten und potenzielle Verlustphasen, schneiden KI-gesteuerte Fonds deutlich stabiler ab. Auf Sicht von fünf Jahren weisen sie geringere oder „milder“ verlaufende Kursrückgänge auf. Die Volatilität fällt niedriger aus, ebenso das Risiko größerer Drawdowns. Interessant ist dabei, dass diese Unterschiede in kürzeren Zeiträumen – etwa auf Drei-Jahres-Basis – noch nicht klar ausgeprägt sind. Dies deutet darauf hin, dass die Stärken der KI vor allem in längeren Marktzyklen zum Tragen kommen.

Scope liefert auch eine Erklärung für dieses Muster. KI-Modelle werden häufig anhand von Risiko- und Stabilitätskennzahlen trainiert, darunter Sharpe Ratio, Volatilität, Value-at-Risk oder Maximum Drawdown. Die Algorithmen verarbeiten riesige Mengen historischer Marktdaten und erkennen insbesondere jene Phasen, in denen starke Verluste auftreten. Daraus lernen sie, potenziell gefährliche Muster möglichst früh zu vermeiden. Die Folge ist ein eher konservatives, vorsichtiges Anlageverhalten – KI tendiert dazu, in Stressphasen Risiken schneller zu reduzieren, um Kapital zu sichern.

Mit anderen Worten: KI-Fonds verfolgen häufig eine defensivere Grundausrichtung. Dies mag dazu führen, dass sie in starken Bullenmärkten nicht das volle Renditepotenzial ausschöpfen. Gleichzeitig sorgt es aber dafür, dass sie in volatilen oder rückläufigen Marktphasen stabiler bleiben. Vor allem risikoaverse Anleger profitieren davon, da die Schwankungsintensität des Portfolios sinkt und potenzielle Verlustphasen abgefedert werden.

Für die zukünftige Entwicklung stellt sich die Frage, ob KI-Systeme langfristig auch im Bereich Performance aufholen werden. Experten vermuten, dass dies möglich ist – insbesondere dann, wenn Modelle stärker auf adaptive, marktphasenspezifische Strategien trainiert werden und breitere Datenquellen einbeziehen. Der technologische Fortschritt im Bereich maschinelles Lernen, neuronale Netze und quantitative Modellierung könnte dazu beitragen, dass KI-gesteuertes Portfoliomanagement flexibler, dynamischer und renditestärker wird.

Aktuell zeigt die Scope-Analyse jedoch klar: KI ist bereits eine wertvolle Ergänzung im Fondsmanagement, ersetzt menschliche Expertise aber nicht vollständig. Während Menschen stärker von Intuition, Erfahrung und Markteinschätzung profitieren, glänzt die KI vor allem durch disziplinierte Risikosteuerung und konsistente Datenverarbeitung. In Kombination bieten beide Ansätze großes Potenzial für die Zukunft des aktiven Fondsmanagements.

Für Anleger bedeutet das: KI-unterstützte Fonds sind derzeit vor allem für jene geeignet, die eine stabilere Wertentwicklung und geringere Schwankungen bevorzugen. Wer jedoch maximale Renditechancen anstrebt, findet in klassischen, aktiv gemanagten Fonds bislang noch die etwas stärkere Performance.

  

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.