Lebensversicherer weisen 2023 gesunkene Stornoquoten und Abschlusskosten aus

Die im Markt kursierende Befürchtung der Lebensversicherer, dass mehr Kunden infolge von Corona und Inflation ihre Policen kündigen, hat sich nicht bestätigt. Dem Fachmagazin procontra zufolge sank die Stornoquote 2022 vielmehr auf 2,54 Prozent, nachdem sie sich im Vorjahr auf 2,62 Prozent belaufen hatte. Zur Einordnung: 2012 betrug sie 3,45 Prozent.

Für die Versicherer und ihre Kunden ist das auch deshalb eine gute Nachricht, weil dadurch keine sogenannten stillen Lasten zur Liquiditätsbeschaffung – mit Verlusten für die Versichertengemeinschaft – realisiert werden müssen. Einzelne Gesellschaften vermelden zwar eine Stornoquote von über 8 Prozent. Insgesamt schätzt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung, Max Happacher, das Liquiditätsrisiko aber „als gering ein“.

Auch bei den Abschlusskosten zeigt sich eine positive Tendenz: Sie gingen leicht von 4,45 auf 4,43 Prozent zurück. Hinter dem Durchschnittswert verbergen sich hier ebenfalls immense Unterschiede zwischen den Anbietern, denn die Spanne reicht von 0,22 bis über 36 Prozent.

Die Stabilität der Lebensversicherungsbranche in einem von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägten Umfeld überrascht viele Marktbeobachter. Dass die Stornoquoten rückläufig sind, zeigt, dass Lebensversicherungen weiterhin als wichtiger Baustein der Altersvorsorge wahrgenommen werden – auch in Krisenzeiten. Zudem spiegelt der Rückgang bei den Abschlusskosten einen wachsenden Wettbewerbsdruck wider, der die Versicherer zu effizienteren Vertriebsprozessen und transparenteren Kostenstrukturen zwingt.

Der Trend hin zu digitalen Abschlussstrecken, schlankeren Vermittlermodellen und einer verbesserten Kundenbetreuung dürfte diesen Effekt weiter verstärken. Für Kunden bedeutet dies langfristig höhere Nettobeiträge, die tatsächlich in den Aufbau des Versicherungsschutzes und des Kapitalpolsters fließen. Auch die Regulierungsbehörden verfolgen diesen Wandel positiv, da er zu mehr Fairness und Vertrauen in die Lebensversicherungsbranche beiträgt.