Die Kosten für die Reparatur von Pkw-Schäden sind erneut deutlich angestiegen. Zwischen August 2021 und August 2022 legten sie um circa 8 Prozent zu – was ziemlich genau dem Preisanstieg bei Ersatzteilen entspricht. Pro Reparatur mussten die Versicherer zuletzt im Schnitt 3.375 Euro überweisen. 2013 reichten noch 2.400 Euro aus.
Für von außen sichtbare Ersatzteile wie Windschutzscheiben, Türen und Kotflügel gilt der sogenannte Designschutz. Er läuft auf ein Quasi-Monopol der Hersteller hinaus. Diese ließen und lassen sich nicht zweimal bitten und drehen regelmäßig kräftig an der Preisschraube. Während die allgemeine Inflation zwischen 2013 und 2022 kumuliert 22 Prozent betrug (2,1 Prozent p. a.), verteuerten sich Kfz-Ersatzteile im selben Zeitraum um mehr als 55 Prozent (4,7 Prozent p. a.). Noch höher fiel der Preisanstieg etwa bei Rückleuchten mit 79 und bei Kofferraumklappen mit 73 Prozent aus. Das einträgliche Privileg der Autohersteller soll zwar gesetzlich abgeschafft werden – allerdings erst 2045.
Die anhaltend steigenden Reparaturkosten stellen für Versicherer wie auch für Verbraucher eine erhebliche Belastung dar. Während die technische Entwicklung moderner Fahrzeuge zu mehr Komfort, Effizienz und Sicherheit geführt hat, hat sie gleichzeitig die Komplexität vieler Bauteile erhöht. Sensoren, Kameras und elektronische Komponenten sind heute nahezu in jedem Karosserie- oder Beleuchtungsteil verbaut. Dadurch steigen nicht nur die Materialkosten, sondern auch die Aufwendungen für Diagnose, Kalibrierung und Einbau. Ein Schaden, der früher mit wenigen hundert Euro behoben war, führt heute schnell zu umfangreichen Kostenrechnungen.
Besonders problematisch erweist sich der Designschutz, der Herstellern für sichtbare Ersatzteile ein exklusives Vermarktungsrecht einräumt. Dieser Schutz sollte ursprünglich Innovationen fördern und ästhetische Produktgestaltung honorieren. In der Praxis führt er jedoch dazu, dass unabhängige Ersatzteilhersteller weitgehend vom Markt ausgeschlossen sind und Wettbewerb nahezu nicht stattfindet. Die Folge sind stetig steigende Preise, die nicht durch tatsächliche Produktionskostensteigerungen erklärt werden können, sondern vor allem durch die Marktmacht der Hersteller begründet sind.
Der enorme Preisaufschlag bei Ersatzteilen kann exemplarisch an einzelnen Bauteilen nachvollzogen werden: Windschutzscheiben moderner Fahrzeuge enthalten Assistenzsysteme, die eine aufwendige Neukalibrierung erfordern; Stoßfänger und Kotflügel sind mit Sensorik für Abstandsmesser oder Spurhalteassistenten versehen; selbst Rückleuchten enthalten komplexe LED-Technik und Steuergeräte. Reparaturen werden dadurch nicht nur teurer, sondern auch zeitintensiver und fehleranfälliger. In der Summe führt dies dazu, dass Versicherungen höhere Rückstellungen für künftige Schadenfälle bilden müssen – im Endeffekt eine Entwicklung, die sich langfristig auch auf die Kfz-Versicherungsprämien auswirken kann.
Die politischen Bemühungen, den Designschutz abzuschaffen oder zumindest zu reformieren, kommen nur schleppend voran. Dass die gesetzliche Abschaffung erst für das Jahr 2045 vorgesehen ist, zeugt von der Stärke der Automobilindustrie und ihrem Einfluss auf regulatorische Entscheidungen. Bis dahin müssen Verbraucher und Versicherer mit fortlaufenden Preissteigerungen rechnen. Für die Versicherungswirtschaft bedeutet dies, dass sie ihre Kalkulationsgrundlagen kontinuierlich anpassen und mögliche Kostenexplosionen einpreisen muss, was die Tarifierung zunehmend kompliziert macht.
Auch Werkstätten stehen vor Herausforderungen. Viele Betriebe sind gezwungen, Originalersatzteile zu verwenden, selbst wenn günstigere Alternativen technisch gleichwertig wären. Zudem erhöht die digitale Ausstattung der Fahrzeuge die Anforderungen an Personal und Ausrüstung. Moderne Reparaturverfahren setzen hochspezialisierte Technik voraus, was Investitionen notwendig macht und die Wartungskosten zusätzlich in die Höhe treibt.
Diese Entwicklung wirft auch Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Hohe Ersatzteilpreise führen dazu, dass Fahrzeuge häufiger als früher als wirtschaftlicher Totalschaden eingestuft werden, obwohl die Schäden rein technisch reparabel wären. Dies widerspricht umweltpolitischen Zielen und führt zu unnötigem Ressourcenverbrauch. Reformen, die Wettbewerb stärken und Reparaturen wirtschaftlicher machen, könnten somit nicht nur für Verbraucher und Versicherer, sondern auch für die Umwelt positive Effekte haben.
Insgesamt zeigt sich, dass die steigenden Reparatur- und Ersatzteilkosten ein strukturelles Problem darstellen, das weit über die Versicherungsbranche hinausgeht. Der Designschutz ist dabei nur ein Teil des Puzzles. Auch die fortschreitende Technisierung der Fahrzeuge, globale Lieferkettenprobleme und der wachsende Mangel an qualifizierten Fachkräften tragen zur Kostenentwicklung bei. Für Verbraucher ist es daher wichtiger denn je, die Leistungen ihrer Kfz-Versicherung genau zu prüfen, insbesondere im Hinblick auf Werkstattbindungen, Ersatzteilregelungen und mögliche Selbstbeteiligungen. Versicherer wiederum müssen innovative Lösungen entwickeln, um Schadenkosten zu stabilisieren und gleichzeitig ihre Produkte attraktiv zu halten.
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