Autounfälle 2025 immer öfter durch Senioren verursacht

Die wachsende Zahl an Verkehrsunfällen mit über 75-jährigen Autofahrern ist ein deutliches Warnsignal – nicht nur im Hinblick auf die Verkehrssicherheit, sondern auch mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland. Während die Gesamtzahl der Unfälle mit Personenschaden rückläufig ist, entwickelt sich die Teilgruppe der Senioren genau in die entgegengesetzte Richtung. Die Statistik der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigt: Senioren sind im Straßenverkehr inzwischen überproportional häufig in Autounfälle verwickelt – und meist auch verantwortlich dafür.

Diese Entwicklung ist im Kern ein Spiegelbild des demografischen Wandels. Die Zahl der über 75-jährigen Führerscheinbesitzer hat sich in weniger als zehn Jahren mehr als verdoppelt. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine steigende absolute Unfallzahl, selbst wenn das individuelle Risiko pro Fahrer möglicherweise konstant geblieben ist.

Dennoch: Dass 77 Prozent der durch Senioren verursachten Autounfälle mit Personenschaden auf ihr eigenes Fehlverhalten zurückzuführen sind, verdeutlicht das zunehmende Risiko im Alter.

Hinzu kommt, dass mit fortschreitendem Alter häufig Begleiterkrankungen auftreten, die sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken können – etwa nachlassendes Sehvermögen, verminderte Beweglichkeit, Medikamente mit Nebenwirkungen oder Demenzerkrankungen. Gleichzeitig empfinden viele ältere Menschen den Führerschein als ein Stück Freiheit und Selbstbestimmung, was eine freiwillige Abgabe besonders schwer macht.

Die von der UDV empfohlene Maßnahme der Rückmeldefahrten mit speziell geschulten Beifahrern ist ein sinnvoller, praxisnaher Ansatz, um eine Balance zwischen Selbstbestimmung und Verkehrssicherheit zu schaffen. Durch die Rückmeldung von Experten ohne behördliche Konsequenzen erhalten ältere Fahrer die Chance, sich selbstkritisch mit ihrem Fahrverhalten auseinanderzusetzen – in einem geschützten Rahmen, der nicht auf Druck, sondern auf Einsicht setzt.

Langfristig stellt sich aber die Frage, ob rein freiwillige Maßnahmen ausreichen werden. In anderen europäischen Ländern wie etwa den Niederlanden oder der Schweiz existieren bereits verpflichtende medizinische oder fahrpraktische Checks ab einem bestimmten Alter. Auch in Deutschland werden solche Modelle zunehmend diskutiert, stoßen jedoch bislang auf Widerstand – auch wegen des sensiblen Spannungsverhältnisses zwischen Sicherheit und individueller Freiheit.

Dennoch ist klar: Mit dem steigenden Anteil älterer Verkehrsteilnehmer wächst auch die gesellschaftliche Verantwortung, ein realistisches und gerechtes System für die Verkehrsteilnahme im Alter zu etablieren.

Neben Rückmeldefahrten könnten verpflichtende ärztliche Untersuchungen, gezielte Fahrtrainings oder technische Assistenzsysteme wie Notbremsassistenten, Spurhaltehilfen und automatische Notrufsysteme dazu beitragen, Risiken zu minimieren – und gleichzeitig die Mobilität der Senioren möglichst lange zu erhalten.

Aus versicherungstechnischer Sicht gewinnen diese Entwicklungen Struktur – und zwar sowohl bei der Risikobewertung von Fahrzeughaltern als auch bei der Ausgestaltung von Policen. Versicherungsunternehmen beobachten einen höheren Anteil von Schadensfällen mit Beteiligung älterer Fahrerinnen und Fahrer, insbesondere bei Unfällen mit Personenschäden oder in Situationen mit komplexem Verkehrsverlauf.

Diese Schadensfälle verursachen nicht nur häufig höhere Kosten – etwa wegen Verletzungen oder aufwendiger Rettung und Rehabilitation –, sondern werfen zugleich Fragen zur langfristigen Tragbarkeit von Versicherungs- und Mobilitätskosten der älteren Population auf. Für Versicherer wie Vermittler heißt dies: Die Beratung sollte stärker auch das Fahrverhalten, die Fahrzeugwahl, Assistenzsysteme und Mobilitätsalternativen im Alter thematisieren.

Ein älterer Kunde sollte nicht nur über Kfz-Versicherung informiert werden, sondern aktiv gefragt werden, wie häufig, zu welchen Zeiten und auf welchen Strecken er fährt, welche Assistenz- oder Sicherheitstechnik vorhanden ist und wie er seine Mobilität langfristig sichern kann – auch unter dem Gesichtspunkt, dass eine Mobilitäts-aufgabe irgendwann realistisch sein kann.

Für Politik, Pflege- und Seniorenberatung ergeben sich daraus ebenfalls relevante Impulse: Mobilität im Alter ist ein hohes Gut – sie bedeutet Lebensqualität, gesellschaftliche Teilhabe und Autonomie. Gleichzeitig darf Mobilität nicht zu einer Gefährdung für die Nutzerinnen und Nutzer selbst oder für andere Verkehrsteilnehmende werden.

Daher ist die Forderung nach strukturierten, altersangepassten Unterstützungs- und Überprüfungsformaten nachvollziehbar. In vielen Nachbarländern existieren bereits verpflichtende ärztliche oder fahrpraktische Prüfungen ab einem bestimmten Alter. In Deutschland dagegen wird bislang stärker auf freiwillige Formate gesetzt – etwa Rückmeldefahrten mit geschultem Beifahrer oder Fahrfitness-Checks.

Diese Formate bieten Selbstreflexion ohne lebenseinschränkende Konsequenz und ermöglichen es älteren Fahrenden, sicherere Mobilität zu gestalten. Doch ob freiwillige Modelle ausreichen werden, steht angesichts der steigenden absoluten Unfallzahlen und des demografischen Drucks zur Debatte.

Praktisch bedeutet das für ältere Autofahrerinnen und -fahrer: Es lohnt sich, die eigene Fahrtüchtigkeit aktiv im Blick zu behalten. Regelmäßige Seh- und Hörtests, Überprüfung der Medikamenten- und Gesundheitslage, sowie das Nachrüsten auf moderne Fahrerassistenzsysteme – etwa Notbremsassistent, Totwinkel-Warner oder Spurhalteassistent – können das eigene Risiko deutlich reduzieren.

Auch die Wahl des passenden Fahrzeugs – mit möglichst automatischer Schaltung, übersichtlicherer Bedienung, mehr Sicherheits- und Komfortsystemen – wird wichtiger. Zudem sollten ältere Fahrerinnen und -fahrer überlegen, ob ihre Streckenwahl angepasst werden muss – etwa Verkehr zu Stoßzeiten vermeiden, häufiger Tag- statt Nachtfahrten bevorzugen oder bei schwierigen Witterungsbedingungen auf alternative Mobilitätsformen ausweichen.

Für Angehörige und Vermittler ergibt sich dabei eine besondere Rolle: Sie sollten respektvoll unterstützen, frühzeitig das Thema Mobilität im Alter anzusprechen und gemeinsam Lösungen entwickeln – etwa neue Mobilitätsalternativen (öffentlicher Verkehr, Fahrgemeinschaften, On-Demand-Shuttle) oder Fahrtrainings.

Aus Sicht der Fahrzeug- und Versicherungsindustrie ist absehbar, dass sich Fahrzeuge, Policen und Mobilitätskonzepte stärker altersgerecht weiterentwickeln müssen. Hersteller könnten spezielle Seniorenversionen von Fahrzeugmodellen anbieten – mit intelligenter Assistenz, vereinfachter Bedienstruktur und automatischen Zugängen.

Versicherer wiederum werden geprüft, wie Altersgruppen gezielt adressiert werden können – etwa über Mobilitäts-Pakete, die Fahrtraining, Assistenzsystemnachrüstung und Vorsorgeberatung kombinieren. Vermittler sollten diese Veränderung als Beratungsanlass verstehen und Kunden nicht allein auf Versicherungskosten reduzieren, sondern Mobilität im Lebensalter und Sicherheit miteinander verknüpfen.

Insgesamt zeigt 2025, dass Mobilität im Alter nicht mehr allein eine Frage der Freizeit ist, sondern zunehmend auch eine Frage der Sicherheit, Verantwortung und Planung. Wer im Alter mobil bleiben will, sollte nicht nur sein Fahrzeug und seinen Versicherungsschutz prüfen, sondern auch proaktiv sein Fahrverhalten, seine Gesundheit und seine Mobilitätsbedürfnisse hinterfragen – damit Mobilität auch in späteren Lebensjahren nicht zur potenziellen Belastung wird.  

_______________________

Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.