Pflege-Eigenbeteiligung überspringt 3.000-Euro-Marke

Die rapide steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege werfen ein grelles Schlaglicht auf die strukturellen Defizite des deutschen Pflegesystems. Dass Pflegebedürftige mittlerweile im Durchschnitt über 3.100 Euro monatlich aus eigener Tasche leisten müssen, markiert einen neuen Höchststand – und eine alarmierende Entwicklung für viele Betroffene und ihre Angehörigen. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Eigenanteil damit um rund ein Drittel erhöht, was für Menschen mit durchschnittlicher Rente kaum mehr zu stemmen ist.

Besonders problematisch ist, dass diese Kosten nicht etwa in einem Bereich konzentriert sind, sondern sich aus mehreren Komponenten zusammensetzen: Unterkunft, Verpflegung, Investitionskosten sowie ein Eigenanteil an den reinen Pflegekosten. Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt davon nur einen Bruchteil ab und wirkt längst nicht mehr wie eine „Teilkaskoversicherung“, sondern eher wie ein symbolischer Beitrag. Die Folge: Immer mehr Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen müssen Sozialhilfeleistungen wie die „Hilfe zur Pflege“ beantragen – ein Zustand, der eigentlich vermieden werden sollte.

Neben den ohnehin schon hohen laufenden Kosten spielen auch Einmalbelastungen eine Rolle: Heimkosten steigen nicht nur aufgrund höherer Löhne für Pflegekräfte oder gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise, sondern auch durch bauliche Maßnahmen zur Modernisierung oder Erweiterung der Einrichtungen. Die von Ulrike Elsner vorgeschlagene Übernahme der Investitions- und Ausbildungskosten durch die Bundesländer wäre deshalb ein wichtiger Schritt, um die Bewohner zumindest teilweise zu entlasten – allerdings fehlen dafür vielerorts sowohl der politische Wille als auch die finanziellen Mittel.

Hinzu kommt die demografische Entwicklung: Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter und benötigen irgendwann pflegerische Unterstützung. Schon heute zählt das Statistische Bundesamt über fünf Millionen Pflegebedürftige – Tendenz steigend. Der Mangel an Fachkräften und Pflegeplätzen verschärft die Situation zusätzlich. In manchen Regionen existieren bereits Wartelisten für stationäre Unterbringung, was nicht nur die Auswahl einschränkt, sondern oft auch höhere Kosten durch private Anbieter nach sich zieht.

Vor diesem Hintergrund wird die private Pflegevorsorge immer dringlicher. Pflegezusatzversicherungen – insbesondere Pflegetagegeldversicherungen – können helfen, die finanzielle Lücke zu schließen. Sie zahlen im Pflegefall, je nach Tarif, einen fest vereinbarten Betrag pro Tag, unabhängig von der tatsächlichen Höhe der Pflegekosten. Bei frühzeitigem Abschluss sind die Beiträge meist sehr niedrig und bieten einen sinnvollen Schutz vor dem finanziellen Absturz im Alter.

Trotz der Notwendigkeit wird dieses Vorsorgeinstrument nach wie vor zu wenig genutzt. Laut Branchenverbänden haben weniger als 20 Prozent der Deutschen eine private Pflegeversicherung abgeschlossen. Ein Grund dafür ist sicherlich die mangelnde Sensibilisierung für das Thema – Pflegebedürftigkeit wird häufig verdrängt oder zu optimistisch eingeschätzt. Dabei kann ein Unfall oder eine schwere Krankheit auch junge Menschen plötzlich in die Pflegebedürftigkeit führen.

Langfristig bleibt es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das Pflegesystem nachhaltig zu reformieren und gerechter zu gestalten. Kurzfristig liegt die Verantwortung aber bei jedem Einzelnen, sich frühzeitig mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Pflege im Ernstfall finanziert werden kann – bevor die Kosten zur untragbaren Belastung werden.

  

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.