Schadensbilanz-Lücke zwischen Verbrennern und E-Autos schließt sich

Aktuelle Auswertungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen einen deutlichen Wandel in der Schadenentwicklung von Elektrofahrzeugen. Noch im vergangenen Jahr stand eine viel beachtete Analyse im Fokus, wonach Vollkaskoschäden bei E-Autos in den Jahren 2020 bis 2022 im Durchschnitt knapp ein Viertel teurer ausfielen als bei vergleichbaren Verbrennern.

Gleichzeitig wurde jedoch bereits damals eine um 15 bis 20 Prozent geringere Schadenhäufigkeit bei Elektrofahrzeugen festgestellt – ein Hinweis auf ein grundsätzlich vorsichtigeres Fahrverhalten oder auf andere Nutzungsprofile.

Die nun vorliegenden, aktuellsten GDV-Daten deuten darauf hin, dass sich die Unterschiede zwischen beiden Antriebsarten zunehmend angleichen. So lag die durchschnittliche Schadenhöhe bei Elektroautos im Zeitraum 2021 bis 2023 nur noch rund ein Fünftel über dem Wert klassischer Verbrennungsmotoren. Auch die Anzahl der gemeldeten Vollkaskoschäden hat sich angeglichen: Elektroautos verzeichneten in diesem Zeitraum etwa 10 bis 15 Prozent weniger Schadensfälle als Verbrenner. Damit bestätigen die neuen Zahlen eine klare Tendenz: Mit zunehmender Verbreitung von Elektrofahrzeugen und wachsender Alltagspraxis wird die Schadenbilanz immer stabiler und besser kalkulierbar.

Laut Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV, markiert diese Entwicklung einen wichtigen Schritt in Richtung Normalisierung: Je mehr E-Autos auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, desto geringer fallen die Unterschiede im Schadenverhalten aus. Sie betont, dass Elektrofahrzeuge inzwischen in der breiten Masse angekommen sind. Eine stark ausgeweitete Modellpalette, sinkende Preise und staatliche Förderungen haben dazu beigetragen, dass immer mehr unterschiedliche Nutzergruppen auf elektrische Antriebe umsteigen.

Auch die Strukturen rund um Wartung, Reparatur und Schadenmanagement haben sich im Vergleich zu den frühen Jahren der Elektromobilität spürbar verbessert. Werkstätten verfügen heute über mehr Spezialwissen und geeignete Ausrüstung, Abschleppunternehmen und Feuerwehren sind besser geschult, und auch Gutachter können Schäden an Hochvoltbatterien sowie am elektrischen Antriebsstrang präziser und effizienter bewerten. Diese gewachsene Erfahrung hat direkte Auswirkungen auf die Schadenkosten – insbesondere bei der Reparatur komplexer Batteriesysteme, die früher häufig teure Totalschäden verursachten.

Insgesamt zeigt sich, dass die Elektromobilität zunehmend ihre anfänglichen Besonderheiten verliert und sich in Richtung „Versicherungsalltag“ bewegt. Für Verbraucher bedeutet diese Entwicklung mehr Planungssicherheit bei der Wahl eines Elektroautos und stabilere Versicherungsprämien, da sich kalkulatorische Risiken reduzieren. Zudem gewinnen Versicherer an Datenbasis, um Tarife fairer, transparenter und risikogerechter gestalten zu können.

Die aktuellen GDV-Zahlen unterstreichen somit nicht nur den technischen Fortschritt, sondern auch die zunehmende Reife des Marktes. Elektrofahrzeuge entwickeln sich von einer technologiegetriebenen Nische zu einem flächendeckend akzeptierten Mobilitätsstandard – mit einer immer verlässlicheren und prognostizierbaren Schadenstatistik.

   

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Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich informativen Zwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Es wird empfohlen, individuelle Versicherungsbedürfnisse mit einem qualifizierten Versicherungsberater oder Versicherungsmakler wie z.B. „AMB Allfinanz Makler“ zu besprechen.